Maserati…Matze… Maz… Mazeration?

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Wie die verschiedenen (und damit letztlich auch das eine, leider verschwundene) TA ganz genau hergestellt werden ist wohl Betriebsgeheimnis. Ein Absolue ist das ölige Extrakt von Duftstoffen, meist aus pflanzlichen Bestandteilen. Die Aromastoffe werden bei Zimmertemperatur mittels eines Lösungsmittels aus dem Ausgangsmaterial extrahiert, das Lösungsmittel anschließend entfernt und das Ergebnis (meist eine cremige Paste, das Concrète) wird dann in einem Trägermedium gelöst, um es in der Parfumherstellung oder zur Aromatisierung von Lebensmitteln… oder halt auch Liquids… zu verwenden.

Eine Extraktion kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Für die Herstellung eines Tabakextrakts bietet sich eine Flüssig-Fest-Extraktion an. Das ist dann so ähnlich,wie Kaffe-Kochen. Bei der Kaffeezubereitung wird das fein gemahlene Kaffeepulver mit heißem Wasser übergossen, welches anschließend sofort gefiltert wird. Bei dieser Form der Extraktion kommt das Kaffeepulver nur sehr kurze Zeit mit dem Extraktionsmittel (Menstruum… und jetzt möchte ich keine Scherze über mich und meine Tampon-Watte hören) Wasser in Kontakt. Um ausreichend Bestandteile zu extrahieren, kommt hier erhitztes Wasser zum Einsatz.
Würde man nun versuchen, mit einem geeigneten Lösungsmittel (PG, VG, Ethanol) die gewünschten Stoffe aus Tabak zu extrahieren und den fein geschnittenen Tabak nur kurz mit dem Lösungsmittel aufgießen, erhielte man – selbst wenn man das Lösungsmittel erhitzt – nur eine ausgesprochen dünne und aromaarme Lösung. Dieses Verfahren ist dafür nicht wirklich geeignet.

Für die Extraktion aus Tabak bietet sich die Mazeration an. Dazu wird der Tabak für längere Zeit in das Menstruum eingelegt. Ein Erhitzen ist nicht unbedingt erforderlich… was man hingegen braucht ist Geduld. Es dauert schon ein paar Tage länger… also eher einige Wochen, bis man ein zufriedenstellendes Ergebnis erreichen kann. Anschließend wird das Mazerat (das Lösungsmittel, welches die gewünschten Stoffe herausgelöst hat) vom Tabak getrennt.

In meinen Versuchen hat sich herausgestellt, dass das kurzfristige Erhitzen des Mentruums zu Beginn der Mazeration das Ergebnis verbessert und überdies auch noch Zeit spart (zwei Wochen anstatt vier bis sechs Wochen).

Ausgesprochen wichtig ist es, den Tabak für das Mazerieren (Digerieren, weil das Menstruum erhitzt wird) ausgesprochen fein zu zerteilen. Nach dem ersten Trennen des Lösungsmittels von Tabak verbleiben jedoch etliche Schwebeteilchen darin… etwas, was wir beim Dampfen wirklich nicht gebrauchen können (die Heizwendel leidet darunter garantiert).

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Aus diesem Grund ist es erforderlich, das Mazerat zu filtrieren. Es empfiehlt sich, dafür einen möglichst feinen Filter zu verwenden. Handelsüblich Kaffeefilter eignen sich hervorragend, um nahezu sämtliche Schwebstoffe aus dem Mazerat zu entfernen. Das allerdings ist – je nach verwendetem Lösungsmittel – eine nochmals sehr zeitaufwändige Sache.

Bei meinen Experimenten galt es also, zunächst ein gut geeignetes Lösungsmittel zu finden, den optimalen Zeitraum für die Mazeration zu ermitteln und schließlich herauszufinden, in welcher Konzentration das Endprodukt als Aroma verwendet werden muss. Ich habe angestrebt, ein Aroma aus dem Mazerat herzustellen, das ich in vergleichbarer Konzentration wie das gute alte TA dosieren kann.

Mein erstes Experiment fand mit reinem Ethanol statt. Dabei entstand ein sehr dünnflüssiges und dunkles Mazerat, das allerdings nicht wirklich gut schmeckte. Das war schon durch den Geruch zu erahnen… es roch wie ein überlagerter Mokkalikör, was an dem Alkohol in Verbindung mit den Tabak Aromen lag. Insgesamt schmeckte mir der Alkohol selbst in der verdünnten Aromalösung zu sehr vor. Der Mazerationsprozess dauerte nur ca. eine Woche… ich habe es noch länger einweichen lassen und Proben entnommen, konnte aber nach der ersten Woche keine markanten Veränderungen im Geschmack mehr feststellen. Die Brühe habe ich schließlich entsorgt… das was schon mal nichts.

Das zweite Experiment habe ich mit PG als Lösungsmittel durchgeführt. Ich hatte es nicht erhitzt und den fein geschnittenen Tabak einfach damit aufgegossen. Selbst nach acht Wochen war das Mazerat noch ausgesprochen hell und nach Entnahme nicht sehr aromatisch im Geruch. Ein weiteres Experiment, bei dem mit PG digeriert wurde (Erhitzen des Lösungsmittels) brachte nur unwesentlich bessere Ergebnisse. Das Mazerat hätte man nahezu pur dampfen müssen, um einen vernünftigen Geschmack zu erreichen.

Dann kam reines VG zum Einsatz. Das Ergebnis, das sich durch Mazerieren nach sechs Wochen erzielen ließ, war schon deutlich dampfbarer und besser. Das Mazerat war dunkler, als das mit PG und auch Geruch und Geschmack waren schon wesentlich „TA’iger“. Digerieren mit VG erbrachte ein nochmals besseres Ergebnis und die Zeit reduzierte sich auf ca. vier Wochen. Trotzdem war der gewonnene Extrakt noch nicht wirklich so, wie ich es mir vorstellte. Es war noch immer ein wenig „dünn“ und irgendwie fehlten da noch Geschmackskomponenten, die ich mir wünschte.

Die Effektivität der Ethanol-Extraktion kombiniert mit dem Geschmack der VG-Mazerats wäre das, was mir vorschwebt. Und da lag auch die Lösung, die ich in den nächsten drei Teilen hier vorstelle.

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Ich kann aber schon verraten, dass das Ergebnis ein Aroma ist, das geschmacklich dem 1:100-Aroma aus TA sehr nahe kommt und ausgesprochen ergiebig ist. Aus 40 Gramm Tabakblättern erhalte ich knapp 2 Liter Aroma, das ich mit 1.5% im Liquid dosiere.




Dr. Konstantinos E. Farsalinos und seine Kollegen haben gerade eine Studie zu Tabakliquids veröffentlicht, die auch für dieses Thema hier hochinteressant ist, weil dabei auch Liquids mit Aromen aus Tabakextrakt untersucht wurden. Sicherlich ist die eigene Herstellung eine etwas andere Sache, aber was die möglichen Schadstoffe anbelangt, räumen die Ergebnisse weitere Bedenken aus.

Fazit der Studie ist, dass Tabakliquids aus natürlichen Tabakextrakten höhere Werte an Phenolen und Nitraten aber niedrigere Werte an Acetaldehyde verglichen mit den konventionellen Tabakliquids enthalten. Die niedrigeren Werte der Toxine aus tabakspezifischen Derivaten, die in den Tabakliquids aus natürl. Tabak vorhanden sind, verglichen mit Tabakprodukten lassen darauf schließen, dass der Extraktionsprozess zur Herstellung dieser Liquids doch keine signifikante Anzahl Toxine übertragen werden. Insgesamt kann gesagt werden, dass alle e-Liquids weitaus niedrigere Werte von tabakspezifischen Toxinen erhielten verglichen mit den Tabakprodukten.

Die gesamte Studie findet man hier: Nicotine Levels and Presence of Selected Tobacco-Derived Toxins in Tobacco Flavoured Electronic Cigarette Refill Liquids

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