
Das bisher gelungenste Experiment habe ich mit einem ganz speziellen „Zweitakt-Gemisch“ durchführen können. Wie ich ja bereits anmerkte, lag mir der resultierende Geschmack des Extrakts bei der Verwendung von VG am meisten, die Verwendung von Ethanol hingegen war deutlich effektiver. So habe ich ein paar Versuche gestartet und es hat sich ergeben, dass ich mit einem Lösungsmittel-Gemisch aus VG und Ethanol im Verhältnis 3:1 gute Ergebnisse bei hoher Ausbeute und einem noch vertretbaren Zeitaufwand erzielen konnte.
Ich habe dazu 40 Gramm getrocknete Tabakblätter (irgendein ungarischer Landtabak mit sehr angenehmen Geruch) verwendet. Die sind im getrockneten Zustand recht brauen. Um einen „Feinschnitt“ herzustellen, habe ich eine vorhandene Nudelmaschine verwendet. Diese hat ein Schneidwerk für Spaghetti, durch das ich die Blätter gedreht habe. Anschließend die Tabak-Spaghetti einfach mit einem Wiegemesser in noch feinere „Schnipsel“ geteilt und fertig war mein „original italienischer“ Feinschnitt.
Für die Extraktion habe ich 300 ml Glycerin mit 100 ml medizinischem Ethanol gemischt und den Tabak, den ich in ein leeres Einmachglas getan hatte, damit aufgegossen.

Anschließend kam das Einmachglas ins Wasserbad und das Lösungsmittel wurde auf ca. 80° C erhitzt. Zwischendurch habe ich den nassen Brei regelmäßig mit einem Löffel durchgerührt. Nachdem die 80° C erreicht waren, habe ich den Topf für das Wasserbad von der Flamme genommen und unter regelmäßigem Umrühren auf Zimmertemperatur abkühlen lassen. Dann nur noch den Deckel aufgeschraubt und das Glas (ebenfalls bei Zimmertemperatur) in einen Schrank gestellt.
Nun habe ich täglich einmal das Glas geöffnet und umgerührt.

Nach 21 Tagen war das Lösungsmittel kräftig dunkelbraun… fast schwarz. Der Feinschnitt setzte sich oben ab und man konnte sehr gut erkennen, dass sich die unter dem schwimmenden Tabak befindliche Flüssigkeit kaum mehr nachdunkelte. Da schien nicht mehr viel zu passieren, weshalb ich dann den nächsten Arbeitsschritt angegangen bin (das lag auch so in dem zeitlichen Bereich, den ich aufgrund meiner früheren Experimente erwartet hatte).
Zum ersten Trennen des Tabaks vom Lösungsmittel habe ich einen handelsüblichen Damen-Feinstrumpf verwendet. Der Brei wurde über einer Rührschüssel in den Stumpf gegossen und anschließend wurde die „Matschepampe“ im Strumpf ordentlich ausgewrungen. Das verbleibende „Sauerkraut“ habe ich samt Strumpf entsorgt. Der dunkle Extrakt wies einen deutlichen Geruch nach Ethanol auf… das musste also nun raus… aber zunächst musste gefiltert werden, um möglichst alle Schwebstoffe aus der Flüssigkeit zu entfernen (schließlich wollte ich ja keine Panade auf der Heizwendel… selbst wenn ich den Extrakt stark verdünnt verwende).


Nun kam ein echtes Geduldsspiel auf mich zu. Ich habe einen Trichter verwendet und zum Filtrieren einen ganz normalen Papier-Kaffeefilter. Sicher wäre es schneller gegangen, wenn ich mir eine Nutsche besorgt oder gebastelt hätte, aber ich habe ja Zeeeiiiiit. 😉 😀 Jeweils eine Füllung (3/4) eines Filters Gr. 2 konnte ich am Stück filtrieren. Danach war der Filter zugesetzt und ich musste einen neuen verwenden. Allerdings musste ich jetzt nicht wie am Fließband die Filter wechseln, denn wegen der hohen Viskosität des Lösungsmittels dauerte der Durchlauf einer Dreiviertelfüllung locker sechs bis acht Stunden, wobei der Durchlauf gegen Ende der Füllung aufgrund des inzwischen zugesetzten Filterpapiers und der kleiner gewordenen Flüssigkeitssäule immer länger dauerte. Insgesamt sind für das Filtrieren locker vier, fast fünf Tage draufgegangen. Allerdings konnte sich das Ergebnis sehen lassen. Auf einen weißen Teller geschmiert und trocknen gelassen fanden sich beinahe keine Schwebteilchen mehr im eingetrockneten Extrakt. Prima! Es blieben von den ursprünglichen 400 ml Lösungsmittel nach der Filtration 380 ml übrig.



Jetzt ging es nur noch daran, den Ethanol aus dem Extrakt zu entfernen. Auch das ist wieder ein Geduldsspiel, das locker einen halben Arbeitstag in Anspruch nimmt. Der Siedepunkt von Ethanol liegt bei 78,32° C, weshalb ich den Extrakt in einem Topf erneut im Wasserbad erhitzt habe… und zwar möglichst genau auf 80° C. Auch hier war regelmäßiges Rühren erforderlich. Anfangs war eine deutliche Blasenbildung (wie bei Sprudelwasser) zu erkennen, die anzeigte, dass das Ethanol verdampft und nach oben steigt. Nach ungefähr drei bis vier Stunden stellt man fest, dass die Bläschen immer weniger werden. Auch der typische Alkohol-Geruch ist dann kaum noch feststellbar. Ich habe das aber trotzdem noch eine Zeit lang „köcheln“ lassen, bis ich mir ziemlich sicher war, das Ethanol ziemlich gründlich entfernt zu haben.

Nach dem Abkühlen hatte ich nun 290 ml einer recht zähflüssigen, schwarz-braunen Flüssigkeit, die vom Geruch dem „echten“ TA sehr nahe kam.